Pressemitteilung des Vereins Memorial Kärnten/Koroška, Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus; des Verbandes vertriebener Sloweninnen und Slowenen und des Verbandes der Kärntner Partisan:innen zur Schändung des Kunstwerkes vor dem kärnten.museum in Klagenfurt/Celovec
Die Unterzeichneten verurteilen mit großer Besorgnis den jüngsten Angriff auf das vom Künstlerkollektiv ‘zweintopf’ gestaltete Kunstwerk vor dem kärnten.museum in Klagenfurt/Celovec, das allen Opfern des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist. Dieses Denkmal stellt ein wichtiges Symbol des Erinnerns, des Respekts und der historischen Wahrheit über das Leiden und den Widerstand gegen den Nazifaschismus dar, der in Kärnten/Koroška vor allem von Partisan:innen aus der slowenischen Minderheit getragen wurde. Dieser Widerstand hat einen wichtigen Beitrag zur Befreiung vom NS-Regime und für die Entstehung der 2. Republik geleistet.
Im Gegensatz zum Denkmal am Domplatz, das die Geschichte des Zweiten Weltkriegs einseitig und revisionistisch darstellt und die Rolle des Partisan:innenwiderstandes herabwürdigt, ist die künstlerische Intervention vor dem Museum Ausdruck des Bemühens um ein umfassendes und inklusives historisches Verständnis. Der Angriff darauf ist nicht nur Vandalismus, sondern ein politisch motivierter Ausdruck von Intoleranz und der Ablehnung des Dialogs.
Besonders besorgniserregend ist der neuerliche Versuch der Diffamierung des Widerstandes gegen das mörderische NS-Regime bei Nacht und Nebel. Offenbar sind bestimmte rechtsextreme Kreise nicht bereit, sich auf eine offene Diskussion aus Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse einzulassen – weder mit den Initiator:innen des Denkmals, noch mit der breiten Öffentlichkeit. Die Menschen in Kärnten/Koroška haben ein berechtigtes Interesse an der Klärung der Geschichte – die Ausstellung Hinschaun! Poglejmo des kärnten.museums, im Rahmen derer das Kunstwerk aufgestellt wurde, hat dazu wichtige Beiträge geleistet – und an einem respektvollen Umgang mit der slowenischen Minderheit. Statt Dialog wählen die Täter Vandalismus und Einschüchterung.
Die Unterzeichneten lehnen diesen Angriff aufs Schärfste ab. Es handelt sich nicht nur um einen Angriff auf ein Kunstwerk. Es ist viel mehr, ein Angriff auf die Demokratie, auf ein respektvolles Miteinander und auf die Geschichte selbst. Diese Aggression reiht sich in eine Serie von Angriffen während des Gedenkjahres 2025 ein. Dabei erinnern wir an das geschichtsrevisionistische Pamphlet veröffentlicht in der Geschichtszeitschrift Carinthia I, die Theatervorstellungen ‘QUEERinthia’, welche unter Polizeischutz stattfinden mussten, die erneuten Beschmierungen von zweisprachigen Ortstafeln, sowie an den traurigen Höhepunkt mit dem Polizeieinsatz am 27.7. am Peršman-Hof. Diese Angriffe erinnern daran, wie wichtig es ist, dass alle Menschen sich für eine offene, plurale und demokratische Zukunft Österreichs einsetzen. Antifaschistische und menschenrechtliche Arbeit ist ein wichtiger Dienst an einer positiven Gesellschaftsentwicklung.
Wir fordern die zuständigen Behörden auf, die Täter auszuforschen, vor Gericht zu bringen und den Schutz von Erinnerungsorten sicherzustellen. Der Vorfall soll allen als Mahnung dienen, wie wichtig es ist, sich beständig für ein friedliches, von Toleranz und Respekt geprägtes Zusammenleben in der Gegenwart einzusetzen. Der feige – rechtsextrem motivierte – Angriff auf das Kunstwerk erinnert uns alle auch daran, dass es höchst an der Zeit ist, dem geschichtsrevisionistischen Stein am Domplatz das aller Opfer des zweiten Weltkrieges gedenkende Kunstwerk von zweintopf zur Seite zu stellen. Wir fordern den Bürgermeister der Stadt Klagenfurt/Celovec auf, das bis zum Ende des heurigen Gedenkjahres zu veranlassen.
Memorial Kärnten/Koroška, Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus
Verband vertriebener Sloweninnen und Slowenen
Verband der Kärntner Partisan:innen
Klagenfurt/Celovec, 16. November 2025