von:
Društvo/Verein Peršman und Zveza koroških partizanov/Verband der Kärntner Partisanen (Museumsbetreiber:innen), Klub slovenskih študentk*študentov na Dunaju/Klub slowenischer Stundent*innen Wien (Camporganisation)
Für Donnerstag, den 23.10.2025, ist die Präsentation des Berichts der multiprofessionellen Untersuchungskommission zum Polizeieinsatz an der NS-Gedenkstätte Peršmanhof vom 27.07.2025 durch Herrn Innenminister Karner angekündigt.
Als Betreibervereine der Gedenkstätte und des dort befindlichen Museums sowie als Organisator:innen des antifaschistichen Bildungscamps, welches Ziel des Polizeieinsatzes war, erwarten wir mit dem Bericht eine lückenlose Aufklärung der Verantwortlichkeiten, der Befehlsketten sowie der rechtlichen Grundlagen für das massive Einschreiten der Polizei an einem derart symbolträchtigen Ort.
Der Peršmanhof ist österreichweit der einzige Gedenk- und Lernort, der kontinuierlich und ausführlich an die Verbrechen des Nazi-Terrorregimes an kärntner-slowenischer Zivilbevölkerung erinnert – im Besonderen an das Massaker an den Familien Sadovnik und Kogoj, sowie an die vielen Widerstandskämpfer:innen in Südkärnten. Der Polizeieinsatz riss in den Kreisen der slowenischen Volksguppe in Kärnten tiefe Wunden auf und sorgte für grobe diplomatische Verstimmungen mit der Republik Slowenien.
Laut Bericht der Tageszeitung Der Standard vom 21.10. dürfte die Kommission den Einsatz als weitestgehend rechtswidrig erklären. Damit bestätigen sich politische und juristische Einschätzungen der vergangenen Wochen.
Im Gedenkjahr – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – fordern wir neben der lückenlosen Aufklärung aller Hintergründe nun echte und nachhaltige Konsequenzen für die Verantwortlichen des Einsatzes durch die LPD Kärnten und die BH Völkermarkt/Velikovec. Außerdem braucht es Entschuldigungen von Seiten der politisch Verantwortlichen bei allen Betroffenen sowie eine klare Benennung des Schadens, den dieser Einsatz angerichtet hat. Dazu zählt der Versuch der Kriminalisierung antifaschistischer Gedenk- und Bildungsarbeit, den wir als höchst problematisch erachten.
Um den Einsatz zu rechtfertigen, versuchten die Behörden gezielt, eine Debatte über sittenwidriges und „anstandsgemäßes“ Gedenken zu initiieren. Vorzuschreiben, wie Gedenken auszusehen hat, ohne den Dialog mit den Nachfahren der NS-Verfolgten zu suchen, wäre an dieser Stelle ein großer erinnerungspolitischer Rückschrittundwürde eine Bevormundung und Geringschätzung von NS-Opfern, Widerstandskämpfer:innen und deren Nachfahren darstellen.
Nach wie vor steht eine nachhaltige Absicherung der Erinnerungs- und Gedenkarbeit des Verbands der Kärntner Partisanen durch staatliche Institutionen aus. Der Verband verantwortetdie Pflegeder Gräber, Denkmäler und Gedenkstätten an den Partisan:innenwiderstand. Auch die Vermittlungs- und Bildungsarbeit im Muzej/Museum Peršman bleibt weiter unterfinanziert und ist nach wie vor nicht dauerhaft und nachhaltig gesichert, und das trotz steigender Nachfrage.
Die Sensibilisierung der Exekutive gegenüber Gedenkstätten sehen wir als dringend notwendig an. Der Društvo / Verein Peršman bietet in diesem Zusammenhang gerne Schulungen und Fortbildungen an, die insbesondere für Kärnten/Koroška spezifische Themen behandeln – nämlich die Rolle der Exekutive im NS, die Geschichte der Kärntner Slowen:innen sowie die Geschichte des antifaschistischen Widerstands in Kärnten/Koroška.
Am Freitag, den 24.10. um 10.00 Uhr, laden Vertreter:innen der Betreibervereine des Museums/Muzej Peršman, der Organisator:innen und Teilnehmer:innen des antifaschistischen Bildungscamps zu einer Pressekonferenz ein, um den Endbericht der Kommission einzuordnen und Konsequenzen, die nun folgen sollen, zu benennen.
Im Zuge der Pressekonferenz wird es seitens der Betreiber:innen des Museums als Zeichen des Vertrauensaufbaus das Angebot geben, die Museumssaison 2026 am Peršmanhof gemeinsam zu eröffnen. Dieses Angebot richtet sich an den Herrn Landeshauptmann, Herrn Innenminister, Frau Direktorin der LPD Kärnten und die Staatspräsident:innen Sloweniens und Österreichs.
Anwesende:
Markus Gönitzer (Obmann/predsednik Društvo/Verein Peršman) – 0043 676 87726510
Eva Hartmann (stellv. Obfrau/podpredsednica Društvo/Verein Peršman) – 0043 664 3946782



Als junge Kärntner Slowen:innen und Organisator:innen des Bildungscamps finden wir das fehlende Bekenntnis zu einem antifaschistischen Grundkonsens seitens politischer Akteur:innen besorgniserregend. Eine klare antifaschistische Haltung ist bei nicht realisierten Minderheitenrechten und verletzten Menschenrechten oft der einzige Schutz und Rückhalt. Wir fordern die Verantwortlichen in der Politik auf, die politische Relevanz dieses Ereignisses zu erkennen, ernst zu nehmen und die Gründe dafür klarzustellen.
Die Razzia am Peršmanhof war ein direkter Angriff auf die Strukturen der kärntner-slowenischen Volksgruppe und ihre Arbeit. Sie ist Ausdruck eines Mangels an Sensibilität, Respekt und Verständnis für die Geschichte, Identität und Rechte der slowenischen Minderheit. Weiters machte die Art und Weise, wie der Einsatz vollzogen und aufgearbeitet wurde, den noch immer stark verankerten Antislowenismus in den Strukturen und Institutionen Kärntens/Koroška sichtbar.
Wir blicken bedrückt in die Zukunft: Was bedeuten solche Eingriffe für unsere Bildungsarbeit und gesellschaftliches Engagement, wenn diese kriminalisiert werden? Es muss sichergestellt werden, dass junge Leute nicht eingeschüchtert werden, wenn sie sich mit der Geschichte der NS-Gewalt und dem aktuellen Rechtsextremismus beschäftigen!
Da Antifaschismus bei der Gründung unserer Republik in unserer Verfassung verankert wurde, sehen wir in unserem ehrenamtlichen Engagement die Notwendigkeit, sich gegenwartsbezogen unserer eigenen Geschichte zu erinnern!
Die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit darf nicht unbeantwortet bleiben, dies wäre sonst demokratiepolitisch ein großes Problem. Wir fordern zudem die Einstellung der verwaltungsrechtlichen Verfahren wegen Anstand und Campieren und eine Anweisung zur Löschung aller Daten und Bilder.
Mit dem ungeklärten Einsatz am Peršmanhof ist sichtbar geworden, dass unser ehrenamtliches Engagement genau richtig ist und es in diesen Zeiten mehr davon bedarf. Wir fragen uns: Hat sich die Exekutive selbstständig gemacht?
Unserem Verband scheint es unbedingt notwendig, auch 80 Jahre nach dem Kriegsende einen demokratischen Konsens zum Antifaschismus und allgemeine Anerkennung des Widerstandes in Österreich einzufordern. Daraus ableitend die Umsetzung von Minderheitenrechten als Indikator der Reife einer Demokratie. Das Beispiel der Kärntner Slowen:innen ist eine Bewährungsprobe für das österreichische Demokratieverständnis. Der Schutz von Minderheiten muss als Absicherung von demokratischen Werten, Normen und Spielregeln verstanden werden.